Ein Kommentar von Moritz von Petersdorff-Campen, Gründer und Geschäftsführer von SuitePad, über die Betriebskosten von Minibars und nachhaltige, gästeorientierte Alternativen.
In den guten alten Zeiten war die Minibar ein echter Gewinn.
Das Hilton Hongkong war 1974 nicht das erste Hotel, das Minibars auf den Zimmern einführte — aber es war das einflussreichste. Die Installation von 840 Kleinkühlschränken kam bei den Gästen so gut an, dass der Umsatz des Hauses spürbar stieg. Nach Angaben des The Atlantic trug die Innovation fünf Prozent zu den Gesamteinnahmen bei. Nach und nach folgten alle großen Hotelketten der Welt und die Minibar auf dem Zimmer wurde zum Standard in Vier- und Fünf-Sterne-Häusern.
Rund 50 Jahre später sind diese goldenen Zeiten vorbei. Untersuchungen aus 2017 zeigen, dass inzwischen nur noch 0,4 Prozent der F&B-Einnahmen aus der Minibar stammen.
Minibars haben ihren Preis
Die Zukunft sieht nicht viel rosiger aus. In den letzten Jahren stiegen die Lohnkosten stark an. Hotels haben Mühe, ausreichend Mitarbeiter zu finden, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Unter diesen Umständen fragen sich Hoteliers zurecht, ob das Überprüfen und Nachfüllen von Minibars oberste Priorität haben sollte. Oder ob es nicht andere Geschäftsbereiche gibt, in denen das wenige Personal einen größeren Einfluss auf Gastzufriedenheit und Profitabilität hat.
Im Ergebnis führt diese Entwicklung zu hohen Preisen für Minibar-Produkte und dadurch sinkedne Gästenachfrage. Das wiederum bedingt eine geringere Abnahme, welche die Kosten pro Artikel weiter in die Höhe treibt — ein Teufelskreis. Inzwischen haben Hotels oft nur deshalb noch Minibars, weil sie diese wegen der Sterne-Klassifizierung anbieten müssen.
Und als ob das alles nicht genug wäre, wird die jüngste Energiekrise die Zeit der Minibar im Hotelzimmer endgültig beenden. Um es klar zu sagen: Angesichts der globalen Klimakrise hätten wir uns schon lange von den selten genutzten, aber immer eingesteckten Kühlschränken verabschieden müssen. Deshalb ist die Abschaffung der Minibar heute nicht nur eine nachhaltige, sondern auch eine wirtschaftliche Entscheidung.
Moderne Kleinkühlschränke benötigen ca. 60 KW/h pro Jahr, die Energiepreise sind auf 0,51 EUR pro KW/h gestiegen. Mit Stand September 2022 kostet der Betrieb einer Minibar ein Hotel 30 EUR pro Jahr allein an Stromkosten. Das mag nicht viel Geld sein, aber die meisten Kühlschränke sind fünf bis zehn Jahre alt und benötigen 150 KW/h und mehr. Das bringt die Kosten pro Minibar auf bis zu 76 EUR pro Jahr.
Für eine Unterkunft mit 250 Zimmern bedeutet dies fast 20.000 EUR an jährlichen Stromkosten, wobei Wartungs- und Arbeitskosten noch nicht eingerechnet sind. Und wen das nicht schockiert, den lassen vielleicht die rund 15 Tonnen CO2 umdenken, die Minibars jedes Jahr emittieren.
Eine Menge Geld und eine Menge CO2 für einen Kühlschrank, den der Gast nicht nutzt!
Fünf sinnvolle Alternativen zur Minibar
Das Ende der Minibar naht. Da stellt sich natürlich die Frage nach Alternativen, auf die Hoteliers setzen können, um ihren Kunden einen ähnlichen oder sogar besseren Service zu bieten. Das sind meine fünf Vorschläge, welche die Profitabilität von Hotels und das Gasterlebnis im Blick behalten:
1. Lassen Sie Roboter übernehmen
Die Robotise AG bietet mit ihrem Jeeves Minibar-Roboter eine spielerische Alternative zur klassischen Zimmer-Minibar. Die Gäste können ihn per Telefon oder In-Room Tablet rufen, und der Roboter macht sich auf den Weg. Er bietet verschiedene Getränke und Snacks an und hält alles kühl, während er Lieferungen ausführt. Außerdem kann der Roboter den Aufzug benutzen, Hindernissen ausweichen und Kreditkartenzahlungen annehmen.
Das Video zeigt, wie das Rilano Hotel in München Jeeves in seinem Hotel einsetzt.
2. Maxibars auf der gleichen Etage
Einer der großen Vorteile einer Minibar ist, dass der Gast sein Hotelzimmer nicht verlassen muss, um nach unten in die Lobby, die Bar oder nahegelegene Geschäfte zu gehen. Nicht ganz so bequem, aber für viele Gäste auch keine große Sache: Ein Verkaufsautomat auf der Zimmeretage. Obgleich die Wahrscheinlichkeit relativ gering ist, dass Ihre Gäste andere Gäste treffen, während sie eine Kleinigkeit aussuchen, müssen sie sich dennoch anziehen, bevor sie ihr Zimmer verlassen. Andererseits profitieren sie von einer größeren Auswahl an Produkten.
3. Fragen Sie Ihre Gäste vorab, ob sie die Minibar benötigen
Ich kann es verstehen: Ein Fünf-Sterne-Hotel zu führen, bedeutet auch, seinen Gästen gewisse Services anzubieten. Und obwohl sie grundsätzlich immer weniger genutzt wird, gibt es Gäste, die eine eigene Minibar auf dem Zimmer schätzen. Für bestimmte Hotels ist es daher sinnvoll, den Gast zu fragen, ob er die Minibar während seines Aufenthalts nutzen möchte. Teilen Sie ihm an der Rezeption oder via Zettel im Kühlschrank mit, dass die Minibar ausgeschaltet sei, um Energie zu sparen — auf Wunsch aber gerne befüllt und eingeschaltet werden könne.
Das bedeutet einen gewissen Arbeitsaufwand, ist dennoch mit Sicherheit weniger mühsam, als die Minibars in jedem einzelnen Zimmer zu kontrollieren, aufzufüllen und gleichzeitig sicherzustellen, dass das Verfallsdatum für keines der 5.000 Produkte (20 Produkte mal 250 Zimmer) überschritten wurde.
4. Heben Sie die Minibar auf ein neues Niveau
Wenn Sie Ihre Gäste mit den F&B-Angeboten auf dem Zimmer mal so richtig überraschen wollen, ist es wahrscheinlich sinnvoller, gleich das gesamte Minibar-Konzept zu überdenken.
Warum bieten Sie nicht stattdessen einen Cocktail-Butler oder eine bewegliche Zimmerbar an, die dem Gast eine große Auswahl und ein außergewöhnliches Erlebnis zugleich bietet?
Dieses Bloomberg-Video zeigt, wie es gehen kann.
5. Nutzen Sie digitale Bestellwege
In einer Welt, in der die Gäste daran gewöhnt sind, immer mehr Dienstleistungen on-demand zu erhalten, könnte die einfachste Option darin bestehen, Minibar-Produkte über digitale Bestelllösungen wie SuitePad anzubieten.
Ihr Gast genießt eine größere Auswahl und Sie müssen weniger Lagerhaltung betreiben, da alle Produkte zentral an einem Ort aufbewahrt werden können. Einige unserer Kunden bieten sogar ganze Minibar-Pakete über die SuitePad-Lösung an. An dieser Idee gefällt mir besonders, dass auf Anhieb gleich mehrere Produkte verkauft werden.
Sie ergänzen die digitale Bestelloption mit einer kleinen Notiz in der ausgeschalteten Minibar, die besagt: "Wenn Sie Getränke oder Speisen wünschen, bestellen Sie diese bitte direkt über Ihr Tablet im Zimmer." Bonuspunkte gibt es für Hotels, die eine kostenlose Flasche Wasser daneben stellen, damit der durstige Gast nicht zu lange auf einen Hotelmitarbeiter warten muss.
Fazit
Angesichts des Personalmangels in unserer Branche ist es natürlich nicht ideal, wenn immer noch ein gewisser Grad an manueller Arbeit benötigt wird. Aber es gibt zwei Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen.
1. Bieten Sie Abholung durch den Gast an
Wenn Sie den Zimmerservice während eines bestimmten Zeitraums nicht anbieten können, lassen Sie die Gäste das bestellen, was sie möchten, und informieren Sie sie, wo sie es abholen können. Viele Gäste würden diese Möglichkeit gerne nutzen, wenn sie dafür einen fairen Preis erhalten.
2. Integrieren Sie digitale Bestelllösungen mit Robotern
In einer digitalen Welt sollten alle Lösungen Hand in Hand gehen. So kann zum Beispiel eine Plattform für digitale Gästebetreuung, die nahtlos mit einem Roboter zusammenarbeitet, sehr sinnvoll sein und das Leben aller Beteiligten erleichtern.
Die Zeiten der Minibar mögen zwar vorbei sein, doch das bedeutet nicht, dass Hotelgäste nicht mehr in der Lage sein werden, ein leckeres Kaltgetränk in ihrem Zimmer zu genießen. Hoteliers müssen offen sein, um einen ähnlichen oder besseren Service zu bieten und gleichzeitig die Kosten und die Umweltauswirkungen des Hotels zu reduzieren.
Veröffentlicht am 31. Oktober 2022