Was können Hoteliers dem akuten Fachkräftemangel entgegensetzen? Wie positionieren sie sich als attraktiver Arbeitgeber, um motivierte Talente zu finden? Ein Lösungsansatz.
Höhere Löhne, attraktivere Arbeitszeiten und flexiblere Arbeitsmodelle. Der gegenwärtige Arbeitnehmermarkt hat klare Vorstellungen, wie er arbeiten will. Und vor allem wie nicht (mehr). Welche Möglichkeiten hat die Hotellerie, darauf zu reagieren? Wir haben fünf Stärken identifiziert, mit denen Sie als Hotelier die Folgen des Arbeitskräftemangels abfedern können.
Gesucht: Eine Lösung für den Teufelskreis
Rein buchungstechnisch läuft es gut für die Hotellerie. Die globale Auslastung erreicht das Niveau von 2019, übertrifft es vielerorts sogar. Doch der Fachkräftemangel hängt wie eine schwarze Wolke über ihr. Und das – seien wir ehrlich – nicht erst seit Corona. Die Pandemie jedoch hat viele Arbeitsbiografien nachhaltig verändert. Kaum eine andere Branche verlor ähnlich viele Mitarbeiter wie Tourismus und Gastgewerbe, so das Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Laut DEHOGA haben seitdem fast 80 % aller Betriebe Schwierigkeiten, passendes Personal zu finden. Ein Problem, dass gleichzeitig mehr Belastung für die bestehende Belegschaft bedeutet. Es muss den Ursachen dieser Entwicklung – einer Arbeitswelt im Wandel – mit innovativen und kreativen Lösungen begegnet werden. Schauen wir uns fünf davon an!
Diese fünf Stärken charakterisieren attraktive Arbeitgeber in der Hotellerie
1. Flexibilität
Die Pandemie hat die allgemeine Vorstellung, dass Arbeit ausschließlich in Präsenz erledigt werden muss, weitgehend entkräftet. Und obwohl Arbeitnehmer wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, haben sie sich an die gewonnene Autonomie gewöhnt. „Hybrid“ heißt das Konzept der Stunde.
Kann das auch bei Ihnen im Hotel funktionieren? Dort, wo physisch hinter der Bar oder in der Küche gearbeitet werden muss? McKinsey & Company wagen dazu ein spannendes Gedankenexperiment. Was wäre, wenn die Hotellerie von ihren klassischen Berufsbildern und Karrierewegen trennen würde? Wenn der Rezeptionist mit seinen detaillierten Gästekenntnissen an zwei Tagen pro Woche das Marketing-Team von zu Hause aus unterstützen würde?
Neue, flexible Wege geht auch die Münchner Hotelgruppe HOtello. Ihr Relaunch unter dem Motto „Alles anders. Nicht nur neu, sondern besser.“ beinhaltet die Einführung einer 4-Tage-Woche bei gleichbleibendem Gehalt. Eine Investition in Motivation und Gesundheit des Personals.
2. Digitalisierung
Die Zeiten, in denen Digitalisierung „nice to have“ war, sind vorbei. Hotels mit hohem Digitalisierungsgrad positionieren sich als innovativ und wettbewerbsfähig. Nicht nur beim Gast, sondern auch als attraktiver Arbeitgeber auf dem umkämpften Arbeitsmarkt.
Skift und Oracle Hospitality haben über 600 Hoteliers zur Zukunft der Hotellerie befragt. Fast zwei Drittel sind überzeugt, dass Nutzung digitaler Technologien im Hotel entscheidend dabei hilft, qualifiziertes Personal zu rekrutieren. Die Aussicht auf weniger banale, zeitraubende Aufgaben bei gleichzeitig gesteigerter Effizienz und besserer Struktur darf nicht unterschätzt werden.
Die Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien sind vielfältig:
- In-Room Tablets, die mit personalisierten Features klassische Gästemappen ersetzen.
- Hotelfernseher, die den Entertainment-Bedürfnissen des Gastes gerecht werden.
- Lösungen, die kontaktlosen, rein digitalen Check-In und Check-Out ermöglichen.
- Roboter, die Koffer zu Suites transportieren.
- Apps, die schlüssellosen Zugang zu Zimmern ermöglichen.
Tipp: Unsere kostenlosen Webinaraufzeichnungen zu Digitalisierung in der Hotellerie liefern spannende Insights und Impulse von Branchenexperten. In unseren Fallstudien berichten Hotels über den erfolgreichen Einsatz unserer digitalen In-Room Tablets.
3. Automatisierung
Digitalisierung begünstigt automatische, schlanke Prozesse. Dabei geht es nicht um Personalabbau, sondern darum, Mitarbeiter bei ihren Aufgaben sinnvoll zu unterstützen. Ihnen beispielsweise repetitive Arbeit abzunehmen, damit sie stattdessen mehr Zeit und Raum für individuellen Gästeservice haben. Und diesen mithilfe von passgenauen Daten persönlicher und selbstbewusster gestalten können.
Schließlich sind doch der Kontakt zum Gast und die Möglichkeit, jeden Tag Menschen glücklich zu machen, ausschlaggebende Gründe für eine Karriere in der Hotellerie.
Natürlich werden mit Automatisierung auch Kosten gespart. Geld, das an anderer Stelle in die Mitarbeiter und deren Aus- und Weiterbildung investiert werden kann. Die Steigenberger Akademie spricht mit digitalen Kursen neben Fachpersonal explizit auch Quereinsteiger an. In sechs Wochen werden sie auf ihre Arbeit im Hotel vorbereitet.
4. Nachhaltigkeit (ESG-Kriterien)
In den letzten zwei Jahren hat sich der Arbeitsmarkt drastisch verändert. Und weiterer Wandel ist absehbar. Millennials und Gen Z werden schon bald die Arbeitswelt dominieren. Und mit ihren Wertvorstellungen gestalten, so eine Studie des Personaldienstleisters Randstad.
Fast 50 % besagter Generationen wollen keinen Job annehmen, der nicht ihren sozialen und ökologischen Ansichten entspricht. Es kommt also auf die inneren Werte an! Genauer gesagt auf den Umgang Ihres Hotels mit ESG-Kriterien. Diese stehen für Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance).
Wichtig: Kommunizieren Sie Ihre nachhaltigen Anstrengungen transparent und wahrheitsgetreu. Greenwashing, so wie es vielen Hotels aktuell vorgeworfen wird, fällt kontraproduktiv auf Sie zurück.
5. Vielfalt (DEI-Kriterien)
Die Hotellerie ist traditionell schon immer eine Branche, in der verschiedene Nationen und Biografien zueinanderfinden. Engagieren Sie sich auch weiterhin für die DEI-Themen Vielfalt (Diversity), Gerechtigkeit (Equity) und Inklusion (Inclusion). Ihr Pool potenzieller Talente aus dem In- und Ausland vergrößert sich damit automatisch.
Die Ruby Hotels zeigen eindrucksvoll, wie die Kommunikation von Vielfalt und Toleranz als Teil der Unternehmenskultur aussehen kann. Mit ihrer Kampagne „Ready for a new tattoo?“ macht sich die Münchner Hotelgruppe auf die Suche nach diversen Persönlichkeiten, egal ob Quereinsteiger oder Profi.
Nach sechs Monaten erhalten alle neuen Mitarbeiter einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Und einen Tattoo- oder Piercing-Zuschuss im Wert von 500 € obendrauf.
Damit sprechen sie eine klar definierte Zielgruppe an und präsentieren sich gleichzeitig als moderner und toleranter Arbeitgeber. Schon nach kurzer Zeit ist damit ein reichweitenstarker Coup gelungen.
Gefunden: Fünf Lösungen für den Teufelskreis
Um in der aktuellen Lage für eine Anstellung im Hotel zu werben, müssen die Rahmenbedingungen (abwechslungsreiche Aufgaben, faire Entlohnung, angemessene Arbeitszeiten) stimmen. Darüber hinaus können diese fünf Stärken eines Hoteliers für Bewerber den entscheidenden Unterschied machen:
- Alte Denkmuster aufbrechen. Trennen Sie sich von klassischen Berufsbildern, ermöglichen Sie hybrides Arbeiten oder führen Sie gar 4-Tage-Wochen ein!
- Mit Digitalisierung Zukunftsorientierung beweisen. Öffnen Sie sich digitalen Technologien! Sie sind „here to stay“ und beweisen ihrem Personal, dass Sie gut für morgen gerüstet sind.
- Automatisch Entlastung schaffen. Weniger repetitive Aufgaben, mehr Zeit für das Wesentliche. Denn der persönliche Austausch mit dem Gast macht eine Karriere in Ihrer Branche doch attraktiv!
- Mit inneren Werten überzeugen. Setzen Sie sich für Nachhaltigkeit ein, aber seien Sie ehrlich – kleine Schritte zählen mehr als Greenwashing!
- Echtes Engagement zeigen. Manifestieren Sie die Hotellerie als diverse, inklusive Branche, die dem Wandel der Arbeitswelt offen gegenübersteht.
Copyright: Ruby Hotels und SuitePad
Published on August 25, 2022